Lesen als kulturelle Praxis

Ein Konzept zur Leseförderung


"Will man die Liebe zur Literatur wecken,
dann muß man schon früh anfangen.
Eine einzige Institution
kann diese Aufgabe erfüllen: die Schule."
(Marcel Reich-Ranicki)


Lesen ist eine der wichtigsten Kulturtechniken der modernen Gesellschaft und stellt eine Schlüsselqualifikation dar, die gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht. Denn wer sich in der heutigen Informationsgesellschaft zurechtfinden und an der Medienkultur teilhaben will, der muss über eine gute Lesekompetenz verfügen. Kompetente Leser verfügen über ein größeres Maß an Handlungsgfähigkeit, an Selbstständigkeit und an Selbst- und Mitbestimmung. Der Förderung der Lesekompetenz, im Hinblick auf die Selbstverwirklichung in sozialer Integration unserer Schüler*innen, kommt daher eine besondere Bedeutung zu.
Ausgehend vom erweiterten Lesebegriff nach Hublow (1985) verstehen wir Lesen als das Wahrnehmen, Deuten und Verstehen von konkreten, bildhaften, symbolhaften oder abstrakten Zeichen und Signalen (Lesen von Situationen, Bildern, Symbolen, Signalwörtern, Ganzwörtern und schriftlichen Texten). Der Freude am Lesen kommt dabei eine wichtige Bedeutung zu. Um das Lesen als kulturelle Praxis zu fördern, ist unsere Schule ein Ort literarischen Lebens und ermöglicht allen Schüler*innen Erfahrungen mit dem Lesen von Anfang an. Im Deutschunterricht werden Literaturprojekte durchgeführt, wobei Bilderbücher, Kinderbücher, Märchen, Geschichten und Jugendliteratur handlungsorientiert erarbeitet werden. Dabei werden oft alle Sinne einbezogen und Szenen nachgespielt. Für schwerstmehrfachbehinderte Schüler*innen gibt es ein zusätzliches Literaturangebot im Rahmen der AG „Erlebnistheater“. Ausgewählte Bilderbücher werden Schritt für Schritt basal erarbeitet und mit allen Sinnen nacherlebt.


Unsere Leseecke

Ein weiterer Ort literarischen Lebens ist unsere Leseecke. Sie befindet sich in einem einsehbaren und stets zugänglichen Bereich der Schule und hat somit auffordernden Charakter. Gleichzeitig bietet die Leseecke durch den Einsatz von Raumteilern Rückzugsmöglichkeiten. Die medialen Angebote in unserer Leseecke richten sich an alle Schüler*innen: an Schriftleser*innen, an Bild- und Symbolleser*innen, an Leser*innen mit einer schweren Behinderung, an alle Altersgruppen. So finden hier alle ein Angebot, um Literatur zu rezipieren und zu genießen, denn unsere Leseecke verfügt über ein umfangreiches Sortiment an (Bilder-)Büchern und Sachbüchern. Die Leseecke wird von den einzelnen Klassen für freie Lesezeiten und Vorlesezeiten genutzt.


Um die Lesekultur an unserer Schule und damit die Leseförderung noch zu optimieren, finden immer wieder Autorenlesungen statt, die von den Schüler*innen begeistert aufgenommen werden. So wurde die Leseecke im Juni 2010 mit der Märchenerzählerin Sigrid Hartmann-Dahlmanns aus Meckenheim eingeweiht. Im November 2015 hat der Kinderbuchautor Christian Linker im Rahmen der Aktion „Heimspiel“ (Kölner Autoren lesen in Kölner Schulen) an unserer Schule aus seinem Buch "Stadt der Wölfe" gelesen. Im Januar 2016 hat Anja Frenzel, Lehrerin unserer Schule und Verfasserin des Kinderbuches „Michel, Lina und die Glückssterne“ für unsere Schüler*innen aus ihrem Buch gelesen und ihnen die Glückssternmethode (eine Entspannungsmethode) vorgestellt. Und im November 2018 hat der Illustrator Thorwald Spangenberg im Rahmen der Aktion „Heimspiel“ das Buch „Mit dem Zeppelin nach New York“ (geschrieben von Stephan Martin Meyer und illustriert von Thorwald Spangenberg) vorgestellt und zusammen mit den Schüler*innen dann kreativ gestaltet, gemalt und gebastelt.